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Wir feiern den 3. Ladengeburtstag!!

 

Seit drei Jahren gibt es mein Geschäft. Seit genau zwei Jahren an dem Standort in Zornheim. Ich liebe dieses Lädchen und bin dankbar für meine Kunden.  Das Nähzimmer ist aus einer kleinen Idee gewachsen, und es ist immer größer geworden, weil Ihr es unterstützt habt. Dafür möchte ich von ganzem Herzen Danke sagen. Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und in meiner Familiengeschichte Inspiration gefunden. Das hier ist ein Text ohne Bilder, so richtiges Lesefutter. Wenn Ihr Lust habt, holt Euch einen Kaffee, Tee und Lebkuchen und ich erzähle Euch, was mir so durch den Kopf geht.

Meine Oma ist 1921 geboren. Als Kind erlebte sie die Weltwirtschaftskrise, als Jugendliche den Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Sie wuchs im tiefsten Schwaben auf und mußte mit 14 von der Schule abgehen, und „in Dienst“ gehen. Sie arbeitete wirklich als Dienstmädchen in einer wohlhabenderen Familie. Meine Oma war klug, zu einer anderen Zeit hätte sie sicher studiert.

Mein Großvater hatte viele Geschwister, auch seine Familie hatte nicht viel Geld. Er  ist 1918 geboren, auch eine schwierige Zeit. Er war 1939 genau im richtigen Alter für den Krieg. Am Ende kam er in Kriegsgefangenschaft. Als er heimkehrte, hatte er den Traum von einem eigenen Geschäft. Nach dem Krieg machte er seinen Meister, da hatten die beiden schon zwei kleine Kinder. Meine Oma erzählte immer, daß er tags gearbeitet und nachts gelernt hat. Um sich wachzuhalten, kaute er ganze Kaffeebohnen.

Die zwei arbeiteten viel und hart, zogen zwei Söhne groß und bauten sich etwas auf. 

So war das. 

Ich habe als Kind sehr viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht. Oft haben Sie stolz von Ihrer Bäckerei erzählt. Die beiden standen auch gemeinsam in der Küche und backten für Geburtstage und Feiertage. Mein Opa zeigte mir oft die Bilder mit dem Tisch, den er für seine Meisterprüfung gestaltet hat. Sie waren stolz auf Ihre Rezepte und auf die Wertschätzung, die Ihnen im Ort entgegen gebracht wurde. 

Immer wieder treffe ich auf Menschen, die meine Großeltern gekannt haben… an den verschiedensten Orten. Erst neulich, fragte ich einen Passanten im tiefsten Franken nach dem Weg, wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, er kannte die Bäckerei der beiden. 

In dieser Bäckerei gab es handgemachtes Brot. Die Arbeitszeiten begannen nachts um zwei und der Tag endete spät nach Ladenschluss. Das war sicher kein einfaches Leben. Aber sie waren sehr stolz auf die Qualität Ihrer Produkte und Ihren Ruf. 

Das war das Wichtigste. Nicht Luxus, Fernreisen, dicke Autos, Technik-Spielereien oder teure Kleidung.

Die beiden kauften sich auch nicht andauernd neue Sachen…egal ob Kleidung, Möbel oder ein Fernseher… es wurde von guter Qualität gekauft, repariert, wenn es kaputt war und genutzt bis es auseinanderfiel.

Es gab einen Gemüsegarten hinter dem Haus, und dort bauten sie das Meiste für den Eigenbedarf an. Marmelade einkochen, Gemüse einwecken, Vorräte anlegen..

Laßt es mich so sagen: Alles, was heute total insta-ready, blogger-life-mäßig und mega-hip ist, das gab es alles schon. Unter alles, was die beiden taten, kann man #nachhaltig #upcycling oder #zerowaste setzen. 

Das Geschäft wurde in den 70ern geschlossen. Das ist inzwischen mehr als 40 Jahre her. Und noch heute erinnern sich Menschen an den Zwetschgenkuchen oder die Neujahrsbrezeln, die meine Großeltern gebacken haben. 

Kleine Geschäfte haben eine ganz andere Qualität als die großen Ketten. Da stehen Menschen mit Herzblut dahinter, denen Ihre Sache wichtig ist.

In Belgien, wo wir oft Urlaub machen, gibt es im Umkreis unseres Ferienhäuschens vier inhabergeführte Bäckereien mit eigener Backstube. Das schmeckt zum Niederknien…

Hier in Deutschland muß ich mich ins Auto setzen und ein ganzes Stück fahren, bis ich eine Bäckerei finde, die noch selber backt. 

Es gibt einen Spruch von Käthe Kruse:

„ Nur die Hand kann erzeugen, was durch die Hand wieder zum Herzen geht.“

So ist das. Die Produkte einer großen Bäckerei-Kette mit dem ganzen Chemiequatsch im Teig können nicht denselben Wert haben wie ein handgemachtes Brot mit guten, ehrlichen Zutaten. 

Die Idee hinter der Bäckerei-Kette ist nicht der Stolz auf das Produkt. Es geht um den Profit.

So ist es auch mit meinem kleinen Geschäft. Ich möchte den Wert einer Hand-Arbeit wieder sichtbar und bewußt machen. Menschen, die gerne lernen möchten, etwas mit den Händen zu gestalten, denen zeige ich, wie das geht. Und in meinem Atelier gibt es den Raum dazu, um sich zu treffen.

Meine Stoffe werden hauptsächlich in Deutschland und Europa hergestellt. Mein Hauptlieferant, die Firma Westfalenstoffe, ist bspw. ein traditionsreiches Familienunternehmen aus Münster.

Jedes Stück in meinem Laden ist mit Sorgfalt ausgesucht oder mit viel Liebe hergestellt.  Ich finde auch, daß Schönheit ein ganz wichtiger Aspekt in unserem Leben ist. Schöne Dinge sind nicht Beiwerk oder Schnick-Schnack, sie sind wichtig. 

Handgemachtes hat einen ganz eigenen Wert, da kommt der ganze Billig-Plastik-China-Mist nicht mit. Dieser Kram ist im Grunde schon bei der Herstellung der Müll von morgen. Einen handgemachten Quilt wird niemand wegwerfen. Das ist ein künftiges Erbstück. 

Bevor ich den Laden in dem kleinen Ort in Rheinhessen eröffnet habe, stand das Haus leer. Leere Fenster an einem wunderschönen Dorfplatz. Jetzt ist dort immer Licht, viele Menschen treffen sich und es gibt etwas Schönes zu sehen. Das macht einen Unterschied.

Kleine Läden machen einen Unterschied. Im Stadtbild und in den Köpfen der Menschen. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben in den letzten Jahren in meinen Räumen eine Menge gelernt und eine gute Zeit verbracht… das ist doch viel wert, oder?

Kleine Läden können nur existieren, wenn Menschen dort einkaufen. Jeder Einkauf ist eine Entscheidung. So, wie wir unser Geld ausgeben, so werden unsere Innenstädte und Ortschaften aussehen.

Wenn ich in einer fremden Stadt bin, sind die Geschäfte, die es zu sehen gibt eine Sehens-Würdigkeit. In der tiefsten Bedeutung dieses Wortes. Sie sind es wert, daß man sie ansieht. 

Ich bin sehr dankbar, in den letzten drei Jahren so viele Menschen getroffen zu haben, die das auch so sehen. Die bei uns Kurse buchen, einkaufen, Ihre Freunde mitbringen und den Laden weiterempfehlen.

Das ist bei Weitem nicht selbstverständlich und deshalb möchte ich von ganzem Herzen 

Danke

sagen. 

Ihr seid ein entscheidender Teil des Nähzimmers, denn ohne Euch gäbe es diesen Laden nicht. Es ist eine Freude zu sehen, daß es Menschen wie Euch gibt, die weiter denken und ganz bewußt einkaufen. 

Danke.

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