Seit 15 Jahren gebe ich Turnstunden für Vor- und Grundschulkinder in meinem Wohnort. Ich bin Mutter von 3 Teenagern (12,16,18) und ich habe eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin. All das fließt in meine Kurse mit ein…bewußt oder unbewußt. In den letzten Jahren konnte ich die Veränderung an den Kindern direkt erleben. Wir leben schlicht und einfach in einem Zeitalter der digitalen Revolution, und das macht etwas mit uns, der Art, wie wir unsere Kinder erziehen und es macht etwas mit den Kindern. Ich sehe die Digitalisierung eher positiv als negativ… ich nutze diese Medien ausgiebig. Aber meine Generation ist die Erste, die als Eltern vor der Frage steht, wie man Kindern eine gesunde Medien-Nutzung nahebringt. Als ich Teenager war, gab es drei Programme im Fernsehen und ein Kabel, das die Fernbedienung mit der Glotze verband… das war….anders.
Die Digitalisierung bringt unglaubliche Möglichkeiten mit sich, aber gerade in dieser Zeit ist es wichtig, nicht nur Vorgekautes aus dem Internet zu konsumieren… es ist so basic, ein Gefühl dafür zu bekommen, daß es möglich ist, etwas mit den eigenen Händen zu gestalten. Um Kreativität ausleben zu können, braucht es aber zumindest Grundkenntnisse und es ist wichtig, daß man schon einige Projekte genäht hat. Dann kann man kombinieren, zusammenstellen und wirklich kreativ werden.
In meinem Ladeli gibt es viele Kurs für Kinder und Teenager… auch gemeinsame Kurse mit Teenagern und Erwachsenen. Die Stimmung in diesen Kursen ist immer etwas ganz Besonderes… oft schauen Erwachsene ein bißchen erstaunt, wenn ich Teenager mit in die Kurse nehme…aber ich kenne die Mädchen gut und weiß genau, was sie können. Es endet meistens damit, daß die Erwachsenen sehr verblüfft sind, was die Jugendlichen schon alles können.
Kinder gehen völlig angstfrei und ohne Vorbehalte an eine Näh-Maschine. Die Freude am Herumpuzzeln steht im Vordergrund und sie wollen unbedingt so ein Wolkenkissen /Täschchen/ Stoffkörbchen haben. Und sie wollen gerne sehen, wie das denn so gemacht wird. Kinder interessieren sich für Herstellungsprozesse und möchten wissen, wie die Welt funktioniert..
Der Spaß und eine entspannte Atmosphäre stehen bei Kinderkursen im Vordergrund. Ich bin meiner Verantwortung sehr genau bewußt… wenn das Kind eine positive und fröhliche Erfahrung an der Nähmaschine hat, dann hat es vielleicht ein ganzes Leben Freude daran. Deshalb tue ich mein Bestes dafür, dass es ein schöner Moment ist.
Neben dem Spaß erlebe ich oft auch, daß Kinder anfangen, einfach mal ein paar Knöpfe zu drücken und an der Nähmaschine herumzudrehen. Das ist grundsätzlich nicht dramatisch, so schnell passiert da nichts… ich bremse das dann aber erst einmal und erkläre, daß so eine Näh-Maschine ein komplexes und teures Gerät ist. Und dass es ein Privileg ist, damit arbeiten zu dürfen, und keine Selbstverständlichkeit. Und das Tolle ist aber, daß ich Ihnen das jetzt zutraue. Daß ich diesem Kind vertraue, daß es mit meiner Maschine sorgfältig umgehen wird. Ich halte es für ein massives Problem unserer Zeit, daß viele Dinge so selbstverständlich und verfügbar sind. Oft ist es viel billiger, ein Gerät neu zu kaufen, als es zu reparieren… woher kommen denn die ganzen Müll-Berge? Das Bewusstsein für den Wert eines Gegenstandes zu vermitteln, ist auch ein Teil eines Nähkurses, oder?
Pädagogisch gesehen finde ich es sehr wichtig, ein Projekt von Planung über Entwurf bis zur Fertigstellung zu überschauen. Wirklich von Anfang bis Ende ein Projekt zu durchdenken und es dann zu realisieren…besser geht nicht, oder? Am Ende ein Ergebnis zu haben, ist ein Teil der Freude am Nähen. Es ist so wichtig, daß am Ende des Kurses jedes Kind mit einem fertigen Stück durch die Tür des Nähzimmers hüpft.
Meistens ist es so, dass Kinder den ganzen Ablauf eines Nähprojektes nicht kennen. Sie werden von mir Schritt für Schritt durch die einzelnen Etappen geführt, ohne zu erkennen, wohin die Reise geht. Es ist ein bißchen wie ein Blindflug… man muß die einzelnen Arbeitsschritte erledigen, ohne zu verstehen, wohin die Reise führt. Das erfordert zum Einen, daß man einfach ein bißchen vertrauen muß und einen Schritt abarbeitet ohne gleich an den übernächsten Schritt zu denken. Es erfordert, schlicht im Moment zu bleiben und einfach nur den aktuellen Schritt zu nähen… ohne sich ablenken zu lassen. Dieses Fokussieren ist eine ganz wichtige Sache, für Kinder und Erwachsene. Es tut gut, einfach nur mal auf die Näh-Maschine zu schauen und über nichts anderes nachzudenken.
Beim Nähen läuft aber nicht immer alles so, wie man sich das wünscht. Manchmal geht etwas schief. Im Leben ist das auch so… man kann beim Nähen ein bißchen üben, wie man mit kleinen Niederlagen umgeht. Es übt, Widrigkeiten zu überwinden, wenn es mal nicht so läuft.
Das Schöne ist, daß man bei einem Fehler auftrennen und neu starten kann. Fehler sind nicht so schlimm und gehören zum Lern-Prozeß. Eine Schwierigkeit kann man schaffen. Ich bespreche das immer so, daß ein Fehler zum Lernen gehört. Das macht Mut, auch für andere Situationen im Leben. In der Schule ist es so, daß Fehler durch schlechte Noten bestraft werden. Beim Nähen ist ein Fehler nicht so schlimm, Wir trennen auf, puzzeln etwas neu zusammen oder improvisieren. Wir suchen gemeinsam eine Lösung. Und das ist doch eigentlich der effektivste Weg, oder?
Räumliches Vorstellungsvermögen braucht es beim Nähen… und die Kinder sind immer völlig fasziniert davon, etwas wieder vor und zurück zu wenden… das ist so spannend zu sehen und wie oft habe ich dieses.. „Hääääää??????“ gehört, wenn ein Mausekind es nicht fassen konnte, daß aus dem fuzzeligen Dings nach dem Wenden ein superschönes Täschchen beispielsweise geworden ist. Es ist schon ein bißchen Zauberei...
Farbgestaltung… wie genial ist das denn? So viele Stoffe, so viele Möglichkeiten. Oft picken Kinder etwas abenteuerliche Farbkombis… aber so entwickelt sich ein eigener Stil. Manchmal sind diese Kombis auch genial. Ich wäre nie darauf gekommen, aber es sieht super aus!
Die Atmosphäre, die in einem Kurs entsteht, kann ich nicht planen… ich schaffe nur den Rahmen und gebe meinen Teil dazu… aber viel entsteht auch aus der bunt zusammengewürfelten Gruppe, die sich für einen Nähkurs angemeldet hat. Manchmal habe ich aber wirklich das Gefühl, es ist ein bisserl Magie im Spiel. Ich habe eine liebe Kundin, die nicht so gut zu Fuß ist…sie ist eine sehr herzliche und liebe Lady und strahlt das auch aus. Eine Jugendliche, die gerade Schwierigkeiten mit einem schlecht verheilenden Bruch hat, kam zufällig in den selben Nähkurs… der Austausch hat den Beiden so gut getan. So ist das manchmal, wenn Menschen zusammentreffen und sich unterhalten. Wie oft stellen wir fest, auch wenn es nicht immer so offenkundig ist, daß wir alle einander etwas geben können. Das gilt im Besonderen für Gruppen, in denen sich verschiedene Generationen treffen… das ist das Geniale am Nähen… über das Hobby findet ein Gespräch statt, zu dem jeder beitragen kann… und Zack, hat man eine Verbindung, eine gemeinsame Ebene. Das war auch bei einem gemeinsamen Workshop mit beeinträchtigten TeilnehmerInnen so. Es ist unglaublich, wirklich. Die Magie funktioniert IMMER.
Guy de Maupassant
„ Es sind die Begegnungen mit den Menschen, die das Leben lebenswert machen“
Oft kommen Kinder, sind etwas aufgeregt und je nach Alter und Typ, sind sie dann manchmal etwas forsch… oft aus einer Unsicherheit heraus. Dann bekomme ich ein Stoffstück unter die Nase gehalten bspw. mit den Worten:“ was soll ich jetzt mit dem Ding machen?“
Das ist kein Ding, sage ich dann. Das ist ein Stoffstück, für das Jemand die Baumwolle angepflanzt und geerntet hat. Dann hat ein anderer Mensch das gekämmt, gewebt, designt, gefärbt, verpackt, geschickt, bis es hier im Ladeli war. Und jetzt kannst Du etwas Tolles daraus machen. Ich zeige Dir, wie es geht.
Dann sehe ich, wie es im Hirn rattert. Daß sich da im Kopf etwas tut. Darüber hat das Kind vielleicht noch nicht so oft nachgedacht, weil es ja schon ganz schön abstrakt ist. So ein Gespräch hat im Alltag auch keinen Aufhänger… aber im Nähkurs kommt das Thema zur Sprache und es gibt einen Denkanstoß.
Die Wertschätzung, die wir einem Stück Stoff entgegenbringen, und wie wir darüber sprechen, hat etwas mit unseren Gedanken darüber, unserem Mindset zu tun. Das Bewusstmachen, das hinter diesem Stoffstück schon eine Geschichte liegt… und die Bitte sorgfältig damit umzugehen und mit Achtung darüber zu sprechen… das ist der Beginn eines bewußten Umgangs mit Ressourcen.Vielleicht gibt es eine Idee davon, daß bei einem T-Shirt, an dem ich Stunden genäht habe, der Preis nicht unter 5,-€ liegen kann.
Viele Kinder und Jugendliche können weit besser nähen als Ihre Eltern und das macht extrem stolz…Nähen ist für mich eine Grundkompetenz, so wie Kochen oder Wäschewaschen… gut, wenn man weiß, wie das geht. Einen Vorhang kürzen, eine Hose umnähen, ein Loch flicken…. Gut, wenn man es kann. Das gibt einem Kind ein gutes Gefühl, denke ich. Die Welt ist manchmal wirklich unübersichtlich und es gibt Sicherheit, eine Fähigkeit zu beherrschen.
Wenn man nähen kann, dann kann man Geschenke herstellen, die wirklich geschätzt werden. Und das ist eine ganz andere Sache, als einfach ein Geschenk kaufen. Man kann etwas mit Liebe herstellen, und das wird beim Beschenkten ankommen. Ganz oft wollen Kinder im Laden gar nichts für sich nähen, sondern für Jemanden. Das ist so herzerwärmend.
Teenager können mit Ihrer Nähmaschine ihren eigenen Stil entwickeln und sich ausdrücken. Entweder damit, daß sie sich eigene Kleidung nähen oder mit hübschen Dingen für ihre Zimmer… das ist doch eine gute Gelegenheit, den Dingen um sich herum einen eigenen Stempel aufzudrücken. Und es ist eine Möglichkeit sich abseits irgendeines Bildschirms zu beschäftigen.
Wir leben im Zeitalter des Online-Shopping, aber ich glaube, daß „richtige“ Geschäfte immer wichtig bleiben werden. Ohne kleine Geschäfte veröden unsere Städte und Orte… einen Laden und ein Atelier kennenzulernen im Internet-Zeitalter…und den Wert davon zu erkennen und wertzuschätzen, das finde ich wichtig.
Ich glaube, daß Kinder und Erwachsene im Internet-Zeitalter vor allem wieder einen Bezug zur Natur, zu Ihrem Körper und Zugang zu Ihrer Kreativität brauchen. Deshalb tun uns Sport, Draußen-Sein und gemeinsame Zeit im Nähkurs so gut. Das ist das, was uns kein Bildschirm geben kann. Im Nähkurs begegnen sich Menschen, die sich „einfach so“ wahrscheinlich nicht getroffen hätten. Das ist so ein Geschenk, für Jeden.
Ich erlebe das fast jeden Tag, dass das Nähen weit über das Erlernen der Fähigkeit hinaus, unendlich viele, positive Nebeneffekte hat. #nähenverbindet. So einfach ist das.
Kindernähkurse sind einfach wunderschön... zum Glück gibt es in den Sommerferien eine ganze Menge. Für Euer Vertrauen möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken. Es ist so schön, daß Ihr Eure Kinder ins Nähzimmer bringt! Habt einen schönen Tag und alles Liebe! Dunja
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