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Das Mysterium um die Viertel-Inch-Nahtzugabe…lüften wir hier…

Was ist das mit dieser inch-Umrechnerei? Wozu brauche ich das überhaupt? Wie mache ich das und muß ich wirklich jede einzelne Angabe umrechnen?

Zuallererst einmal ist das Wichtigste, daß in Anleitungen zum Patchwork und Quilten  beim Zuschnitt IMMER der Wert angegeben ist, der zugeschnitten werden muß… Du addierst keine Nahtzugabe dazu!

Patchworkmuster sind geometrische Spielereien… und so sehr ich das in der Schule gehaßt habe, so sehr fasziniert es mich heute, mit den Stoffen, den Formen und den Zahlen zu spielen… verrückt, wie sich das manchmal ändert.

Wenn Du eine Nähanleitung in Deutschland liest, hast Du oft eine Angabe für einen Zuschnitt ohne Nahtzugabe, Du gibst die NZ selbst dazu. Bei einer Tasche bspw. ist es auch wurscht, ob Du mit einer NZ von 0,6 oder 0,8 nähst… Du nähst ja alles mit einer Maschine, und ob die Tasche am Ende 0,2 cm breiter ist, macht ja nichts aus. Bei Nähprojekten mit Jersey macht der kleine Unterschied von bspw. 0,2 cm auch nichts aus, das Material dehnt sich ja. Bei uns in Deutschland ist grundsätzlich die Nahtzugabe nicht exakt festgelegt.. ich selbst habe mehrere Nähmaschinen, eine Pfaff, eine Brother, eine Bernina… und irgendwo bei 0,6-0,8 cm bewegt sich die Nahtzugabe, wenn ich einfach ganz klassisch füßchenbreit nähe.

Bei einem Quiltprojekt ist es allerdings so, daß wir uns auf eine Nahtzugabe einigen müssen. Weil sonst die ganze Rechnerei nicht mehr funktioniert. Bei kleinteiligen Mustern führt eine Abweichung von 0,2 cm pro Naht schnell zu wirklich riesigen Abweichungen, weil sich das Motiv ja ganz oft wiederholt…

In den USA, Großbritannien und vielen anderen Teilen dieser Welt wird das metrische System, das wir benutzen, nicht verwendet. Dort gibt es Meilen statt Kilometer, Yards statt Metern und die Einteilung der Inches. Ein Inch entspricht 2,54 cm. Die Inches werden auch nicht in Zehnerschritte eingeteilt, wie bei uns der Zentimeter in Millimeter… sondern es gibt halbe, viertel und achtel Inch.

Klingt kompliziert? Ist es wirklich nicht. Denn wir rechnen das nicht um, das wäre sinnlos. Wie willst Du denn auch bspw. ein Stück Stoff, das bspw. 2,5 Inch breit sein soll zuschneiden? Du wirst kein Lineal finden, das ein metrisches System benutzt und Dir dabei hilft, das Stück 6,35 cm breit zuzuschneiden.

Wir rechnen einfach gar nicht, das ist der Weg. Wir benutzen ein Inch-Lineal, ganz einfach. Da sind nämlich die 2,5 Inch markiert und die komplette Rechnerei entfällt. Man könnte sich vorstellen, ein Zentimeter-Lineal zu haben mit größeren Kästchen.

Wenn Du an Deiner Nähmaschine die Nahtzugabe von einem Viertel-Inch suchst, dann sind das 0,635 cm… 

Am Besten nähst Du mit Deiner Nähmaschine auf einem Stück Papier füßchenbreit. Dann mißt Du, wie breit die Nahtzugabe bei Deiner Nähmaschine ist… vielleicht sind es bereits exakt die 0,6 cm? Oder Du siehst, es sind 0,8, dann weißt Du, Du mußt 0,2 mm weiter linkst starten. Mit einem Blatt Papier und einem Inch-Lineal probierst Du so lange, bis Du den Punkt gefunden hast, an dem Deine Nahtzugabe ein Viertel Inch beträgt. Manchmal kann da auch die Stichplatte helfen, oft ist da das Viertel-Inch markiert.

Du nähst also mit Deiner normalen Nahtzugabe auf einem Stück Papier und mißt das mit einem Inch-Lineal nach. Wenn Du auf Deiner Nähmaschine die Viertel-Inch-Nahtzugabe gefunden hast, machen wir ein Probstück um das zu überprüfen und zu üben. Hier, in meinem Bild mit dem Lineal, müsste ich eine etwas schmalere Nahtzugabe suchen, denn die eigentliche Naht ist ein Stück entfernt von der Viertel-Inch-Markierung des Lineals.

Wir benötigen 4 Steifen Baumwollstoff, die 2,5 Inch breit und ca. 12 Inch lang sind. Das können zwei mal zwei Streifen oder vier verschieden farbige Streifen sein, ich habe hier mit zwei Farben gearbeitet.

Diese Streifen nähst Du an den langen Seiten mit der Nahtzugabe von 1/4 Inch rechts auf rechts zusammen. Du musst nicht verriegeln am Anfang und am Ende der Naht. Da wir später diese Nähte verletzen, d.h. zerschneiden müssen, nähen wir mit einer sehr kleinen Stichlänge von 2,0. Gewöhn` Dir gerne an, erst einmal zwei Streifen rar zusammen zu nähen und dann alle 4. Wenn wir später mit größeren Stücken arbeiten, ist es gut, wenn wir uns die Struktur, erst mit kleinen Stücken zu beginnen, bereits angewöhnt haben.

Dein fertig genähtes Stück sieht jetzt so aus:

Das ganze Werkstück müßte jetzt in der Höhe 8,5 Inch haben, dann stimmt Deine Nahtzugabe. Warum? Wir haben viermal 2,5 Inch aneinandergenäht, das macht 10 Inch.

Wir haben drei Nähte, bei denen auf jeder Seite des Stoffes 1/4 Inch durch die Nahtzugabe abgezogen wurde. Sechs Viertel sind gekürzt 3 halbe, das macht in Dezimalzahlen 1,5 . 10 minus 1,5 sind 8,5.

Das Gute ist – Du mußt das gar nicht rechnen, das macht die/der Ersteller-/in der Anleitung für Dich. Ich wollte nur, daß Du es verstehst und anwenden kannst.

Also, Dein Werkstück ist jetzt 8,5 Inch hoch und 12 Inch lang. Auf der Rückseite des Stoffes bügelst Du die Nahtzugabe auseinander. 

Du begradigst den Anfang Deines Werkstückes, damit Du eine Orientierung hast und schneidest jetzt vier mal ein 2,5 Inch breites Stück ab:

Diese Stücke werden dann wieder versetzt rar aneinander genäht:

So entsteht das Muster aus vielen kleinen Quadraten, die wir NICHT einzeln aneinander nähen. Bei unserem Übungsstück bleibt ein kleiner Rest, ich wollte, daß Du eine Reserve hast.

Wenn Du die einzelnen Stücke aneinander nähst, achtest Du darauf, daß die Nahtzugaben gut aufeinander treffen. Stoff ist kein Stahl, das habe ich von @strickwerke gelernt. Du kannst die Nahtzugaben fein aufeinander abstimmen, indem Du ein bißchen hier und da zupfst. Ich stimme die Nahtzugaben aufeinander ab und stecke dann eine Stecknadel NEBEN die Naht, um diese zerschnittene, offene Naht nicht weiter zu strapazieren.

Fertig genäht sieht der Block dann so aus….

Aus diesen hübschen Schachbrettmotiven kannst Du Tischläufer, Kissen, Taschen machen, was auch immer Du magst! Es sind tolle Übungsstücke um zu sehen, ob Du mit Deiner Viertel-Inch-Nahtzugabe richtig liegst und Du kannst üben, daß die Nahtzugaben schön aufeinandertreffen… viel Erfolg!!!

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